„Dürfen Werbeprospekte weiterhin beim Kunden im Briefkasten landen?“ Mit dieser Frage beschäftigen sich aktuell die Initiative „Letzte Werbung“ und die „Deutsche Umwelthilfe“.
Jährlich landen Millionen Prospekte in den deutschen Briefkästen. Dabei wird davon ausgegangen, dass jeder Haushalt, der mit nicht aktiv widerspricht („Keine Werbung“), auch damit einverstanden ist.
Der neue Vorstoß der Initiativen sieht hingegen ein „Opt-In“ vor: Haushalte müssten explizit erklären, dass sie mit dem Einwurf von Werbung einverstanden sind.
Besonders der lokale Handel steht dann natürlich vor einem großen Problem. Wöchentlich werden Prospekte mit Angeboten gedruckt und an Millionen Haushalte versendet. Diese Branche wäre dementsprechend von einem Verbot besonders betroffen. Dies träfe natürlich besonders die ältere – nicht Social-Media-affine – Zielgruppe.
Was könnte also eine Lösung sein, die gleichzeitig die Umwelt schützt und den Interessen und dem Bedarf der Zielgruppe entgegen kommt?
Schauen wir uns zunächst die Fakten an: Ja, es werden jährlich Millionen von Prospekte gedruckt. Jedoch geschieht dies auf Altpapier, das sechs bis zehnmal wiederverwendet werden kann. Zusätzlich ist eine Entscheidung gegen Werbung auch heute schon möglich: ganz einfach durch den entsprechenden Aufkleber, der auch von den Zustellern beachtet werden. Lediglich adressierte Werbung ist hiervon ausgenommen.
Zudem besteht ein großer Unterschied zum „Newsletter“ per E-Mail bzw. der Suche im Web. Hier suchen Kunden viel spezifischer nach bestimmten Produkten während das Werbeprospekt viel mehr auf eine Vielzahl von rabattierten Artikeln eingeht.
Natürlich gäbe es Alternativen, speziell bei der adressierten Werbung. Diese wären jedoch deutlich teurer, was sich ggf. auch auf die Preisstrukturen im deutschen Einzelhandel auswirken könnte. Kein gutes Signal in Zeiten der Inflation.
Martin Jacobi, Vize-Präsident des Deutschen Dialogmarketing Verbands e.V. (DDV) äußert sich klar:
„Wir müssen uns das Recht des freien Briefkastenzugangs erhalten. Die durch ein mögliches Opt-In-Prinzip eingeschränkte Reichweite für Werbepost kann man auch den leisen Tod der freien Marktwirtschaft bezeichnen. Wie sonst sollen Hersteller und Händler noch effizient ihre Angebote präsentieren? Alle Alternativen wären deutlich teurer, nicht unbedingt nachhaltiger und bei weitem nicht so akzeptiert wie die Haushaltswerbung im Briefkasten. Und wen es stört, der macht halt einen Werbe-Stopp-Aufkleber darauf.“
Lesen Sie hier das vollständige Statement des DDV: https://www.rheinmainverlag.de/2022/01/07/mehrheitliches-ja-zum-werbeprospekt/
Was meinen Sie? Braucht Deutschland ein „Opt-In“ für die klassische Briefkastenwerbung? Schreiben Sie mir gern!
Einen humorvollen Blick darauf wagt aktuell der NDR in einem kleinen Video: https://www.ndr.de/ndr2/wir_sind_die_freeses/Prospekte,rosisblog704.html